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Telekosmos-Praktikum

Teil 1

• Title
• Heinz Richter
• Inhaltsverzeichnis
• Wichtige Hinweise
• Auswahl von Geräten
• Einleitung

A. Wir richten unser Experimentierlabor ein
B. Elektrotechnik, in Versuchen erlebt
C. Mit Halbleiterdioden auf du und du
D. Mit dem Transistor ist alles zu machen
Schlusswort
Anhang
I. Anwelsung zum Aufbau
II. Anleitung zum Prüfen und Reparieren von Einzelteilen

• Versuchsverzeichnis
• Stichwortverzeichnis
• Accessories
• Norm-Schaltzeichen nach DIN


3. Am Anfang stand der Detektor

Zur Demodulation verwendet man heute, wie vorhin besprochen, vorzugsweise Germanium- oder Siliziumdioden. Sie sind "Detektoren", da sie gewissermassen die Sprache und Musik, die uns die Trägerwelle übermittelt, entdecken. Deshalb nannte man die erste, für diesen Zweck brauchbare Einrichtung auch Detektor. Er bestand aus einem Kristall, z. B. Bleiglanz oder Pyrit, auf den man eine duenne Spitze setzte. Das Ganze war der Vorläufer der uns schon lange bekannten Spitzendiode. Die Sache war sehr wackelig und musste immer wieder neu eingestellt werden. Heute ist man gaenzlich davon abgekommen und arbeitet nur noch mit fertigen Spitzendioden.

4. Einfacher geht es nicht - ein Detektorempfänger

Nun aber genug mit den theoretischen Erklaerungen; wir wollen jetzt mit Versuchen beginnen. Zunaechst bauen wir uns eine der einfachsten Empfangsschaltungen auf, die es gibt, den Detektorempfänger nach Abb. 88. Die Spule L haben wir bereits nach den Angaben im Anhang gewickelt. Wir schalten sie nun ganz einfach mit dem Kondensator C und den uebrigen Teilen so zusammen, wie das Abb. 89 zeigt. An die Anschluße 5 und 4 der Spule wird eine Antenne und eine Erdleitung angeschlossen. Am besten ist natuerlich eine möglichst hoch angebrachte Hochantenne und eine gute Erde, für die bereits die Wasserleitung ausreicht. L bildet zusammen mit C den besprochenen 4 Abstimmkreis, an dem die Spannung auftritt. Sie wird jetzt über die Diode D geführt, die in Reihe mit dem Kopfhörer liegt. Ausserdem ist noch der Kondensator C1 vorhanden. Drehen wir den Drehkondensator langsam durch, so werden wir, wenn auch meistens nur sehr schwach, den naechstgelegenen, also am stärksten einfallenden Sender hören. Wer ein UltronMessinstrument besitzt, kann es in Serie mit dem Kopfhörer legen. Es wird dann je nach Antennen- und Empfangsverhältnissen auf 1 ... 30 uA ausschlagen. Dieser Ausschlag ruehrt daher, daß die Diode die Hochfrequenzspannung nicht nur demoduliert, sondern auch gleichrichtet; das Instrument zeigt also den bei diesem Vorgang entstehenden Gleichstromanteil an.

Der einfachste Rundfunkempfänger
Abb. 88. Der einfachste Rundfunkempfänger

Aufbauzeichnung zu Abb. 88
Abb. 89. Aufbauzeichnung zu Abb. 88

Da die Schaltung ohne jede Verstärkung arbeitet, lebt sie gewissermassen von der aus der Antenne gelieferten Empfangsenergie. Diese kann sehr schwach sein. Es gibt verschiedene Moeglichkeiten, um den Empfang zu verbessern. Wir können z. B. die Antenne auch an den Anschluß 3 und die Erde an den Anschluß 1 legen. Bekommen wir dann Empfang, können wir auch die Diode statt zum Anschluß 3 zum Anschluß 2 führen. Natuerlich müssen wir dann den Drehkondensator, der wie bisher mit Anschluß 3 verbunden bleibt, etwas verstellen, weil die Antenne wie ein zusaetzlicher Kondensator wirkt. Für den durch diese Schaltung erreichten Lautstärkegewinn müssen wir allerdings eine schlechtere Trennschärfe in Kauf nehmen. Legen wir auf Lautstärke weniger Wert als auf Trennschärfe, so führen wir die Antenne wieder an 5, die Erde an 4, verbinden die Diode jedoch mit Anschluß 2 wie vorher. Dadurch erreichen wir, dass die Diode den Schwingkreis nicht mehr so stark dampft. Die von der Antenne herruehrende Dämpfung wird in dieser Schaltung bereits dadurch reduziert, daß die Antenne nicht direkt am Schwingkreis liegt, sondern durch die Antennenspule 5 - 4 loser angekoppelt wurde. Liegt der Ortssender am oberen oder unteren Ende des Mittelwellenbereiches oder haben wir eine recht lange Antenne, so kann es sein, daß wir den Sender nur finden, wenn wir zuvor den Eisenkern in der Spule etwas verstellt haben.

Die vorstehende Versuchsbeschreibung bezieht sich auf eine "Durchschnittsantenne", wie wir sie in den meisten Faellen zur Verfuegung haben werden. Nun hat jede Antenne eine bestimmte Kapazität, Selbstinduktion und einen unterschiedlichen ohmschen Widerstand. Wir können nicht wissen, wie die gerade verwendete Antenne beschaffen ist, und moechten daher auf folgende Moeglichkeiten hinweisen:

Beim Anschluß der Antenne an 3 und der Erde an 1 besteht die Moeglichkeit, dass sich bei bestimmten Antennendaten eine zusaetzliche Serienresonanz ergibt, die gleichzeitig mit der beabsichtigten Parallelresonanz auftritt. Das kann einerseits zu ungeahnten Lautstärkeerhöhungen, anderseits aber zu einer so schlechten Trennschärfe führen, daß der Sender praktisch bei jeder Stellung des Drehkondensators gleichstark zu hören ist, wobei natuerlich die Senderfrequenz eine Rolle spielt. Bei extrem kurzen Antennen kann es in dieser Schaltung weiterhin empfehlenswert sein, die Spule 4 - 5 zwischen die Erde und den Anschluß 1 zu legen, wobei 5 mit 1 zu verbinden und die Erde an 4 zu legen ist. Schliesslich können bei diesen Versuchen Erscheinungen auftreten, die mit dem ohmschen Widerstand der Antenne und seiner Transformation in den Schwingkreis zusammenhängen. Die Auswirkung der Antennendaempfung kann recht verschiedenartig seln, abhängig erstens von dem ohmschen Antennenwiderstand und zweitens von dem Wert, mit dem dieser Widerstand aufgrund des gerade gewählten Anzapfungsverhältnisses und L/C-Verhältnisses der Antenne in den Schwingkreis hineintransformiert wird. Damit wollen wir uns aber nicht naeher befassen, sondern abschliessend nur noch auf die Verhältnisse bei Gemeinschaftsantennen hinweisen:

Moeglicherweise liefert der Anschluß einer Gemeinschaftsantenne an die besprochene und die noch zu besprechenden einfachen Empfangsschaltungen schlechtere Ergebnisse als eine Hoch-, Dach- oder Zimmerantenne. Der elektrische Ausgang von Gemeinschaftsantennen ist naemlich ziemlich hochohmig, während unsere Schaltungen niederohmige Eingaenge haben. Die sich dadurch ergebende Fehlanpassung wirkt sich auf die Lautstärke aus. Zur Verbesserung kann man versuchen, die Antenne an eineh möglichst hochohmigen Punkt der Schaltung anzukoppeln. Das ist stets das obere Ende des Schwingkreises in allen unseren Empfangsschaltungen. Leider sind die Daten dieser Gemeinschaftsantennen so unterschiedlich, daß wir genaue Angaben nicht machen, sondern nur entsprechende Versuche empfehlen können. Ganz allgemein gilt: Je weniger empfindlich ein Empfänger ist, um so mehr machen sich die Antenneneinflüsse bemerkbar. Die Hochleistungsschaltungen im Zusatz XS machen diesbezueglich die wenigsten Schwierigkeiten.